Der Kronleuchter in der Waldenserkirche

Der Kronleuchter

Von Annemarie Bünte

Seit eh und je sind die Pfarrer verpflichtet, in ein dickes Heft einen Jahresbericht zu schreiben, wieviel Kinder getauft und konfirmiert wurden, wieviel Trauungen und Beerdigungen stattfanden, auch die Predigttexte bei besonderen Festgottesdiensten sind dort festgehalten. Zwischen diesen nüchternen Aufzeichnungen fand sich „1911. Gestorben sind 4 Erwachsene, darunter Julius Bauer, der Stifter des Kronleuchters in der Kirche.“ Eine Sensation! Denn schon lange fahndeten wir nach der Herkunft der schönen mit 24 Kerzen bestückten Flämischen Krone! Auch unser großherziger Landgraf Friedrich II. war in den Verdacht gekommen, der Stifter gewesen zu sein, allerdings ohne dass die Schlossverwaltung dies bestätigen konnte. Aber wer war nun dieser Julius Bauer? Im Sterberegister steht „Im Jahre 1911 .elf., den 22ten August abends 10 1/2 . halbelf. Uhr starb dahier und wurde am 25 ten dess. Mts. dahier beerdigt Karl Julius Bruno Bauer, Architekt, geboren den 23 ten August 1850 zu Symbow bei Zitzewitz (Pommern) als Sohn des Pastors Karl Benjamin Bauer und seiner Ehefrau Maria, geb. Kaweran, wohnhaft dahier, lutherisch, verehelicht mit Wilhelmine geb. Block seit dem 7. Nov. 1882, welche er ohne leibliche Kinder hinterlässt. Er starb in Folge der Arteriosklerose.“ Aber wie kam der Architekt Julius Bauer von Pommern nach Dornholzhausen?

Der „Taunusbote“ bringt leider keine Würdigung des Lebenswerkes unseres Architekten, nur eine dickumrandete Todesanzeige mit der Schriftstelle Joh. 14,19. Betrauert wird „mein innig geliebter Mann, unser teurer Vater.“ Wie denn: Vater? Pfarrer Höser schrieb doch „ohne leibliche Kinder“? Dieses Rätsel löst sich im Sterberegister! Am 9. Juni 1916, 5 Uhr früh, starb die an Lungenentzündung erkrankte Wilhelmine Caroline Friederike Bauer, geb. Block, geb. den 30.9.1840 (also 10 Jahre älter als er), Tochter des Domänenpächters … sie hinterlässt einen Adoptivsohn Claus Bauer, Dipl. Ing. Die alten Adressbücher im Stadtarchiv geben leider immer nur den Haushaltsvorstand an. Danach hat aber zumindest Minna, die Witwe, bis zu ihrem Tod im Haus Lindenallee (damals Lindenstraße) 13 gewohnt.

Dies Haus, von dem Architekten Bauer gebaut und bewohnt, hieß im Volksmund „das Bauernheim“. Auch wird in der Nachbarschaft erinnert, dass Julius Bauer es war, der den Bach umleitete, so dass er in einem rechten Winkel fließt, und dass er dort hübsche Wasserspiele anbrachte. Aus welchem Grunde, zu welchem Anlass, mag Julius Bauer den Kronleuchter gestiftet haben? Wer weiß vom Hörensagen etwas Näheres?

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Die Wandleuchter der Waldenserkirche
Später, in unserer Zeit, hat der künstlerisch und handwerklich begabte Presbyter Kamar Percy John zu dem Kronleuchter passende Wandarme entworfen und sie von einer Bronzegießerei anfertigen lassen. Es sind 6 Wandarme für wiederum 24 Kerzen.
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